Wie Novartis dabei hilft, die Nachfrage nach COVID-19 Impfstoffen zu decken.
18. März 2021

Ein Gespräch mit Joachim Momm, Leiter des Novartis Werks für Steriles in Stein (AG), das bei der Herstellung der Impfstoffdosen von Pfizer-BioNTech unterstützt.

Mit der Zulassung mehrerer COVID-19-Impfstoffe wächst die Hoffnung, einen Weg zu finden, die Coronavirus-Pandemie zu beenden. Doch noch immer gibt es Herausforderungen – darunter zum Beispiel Engpässe in der Produktion, die es den Unternehmen erschweren, die hohe Nachfrage an Impfstoffen zu decken. 

Als Reaktion darauf arbeiten mehrere Unternehmen aus der gesamten pharmazeutischen Industrie auf völlig neue Art zusammen, um die benötigten Impfstoffe so schnell wie möglich bereitzustellen.
Zwar besitzt Novartis keine eigene Impfstoffsparte mehr, jedoch verfügen wir über eines der grössten und vielfältigsten Produktionsnetzwerke in der Branche. Aus diesem Grund unterstützen wir dabei, zwei verschiedene mRNA-basierte COVID-19-Impfstoffe – den Impfstoff von Pfizer-BioNTech und den Impfstoff von CureVac – herzustellen, indem wir Teile unserer Anlagen bereitstellen. 

"Wir arbeiten alle mit den Impfstoffentwicklern zusammen, um zu sehen, wie man ihren Impfstoff schnellstmöglich herstellen kann", sagt Joachim Momm, Leiter des Novartis Produktionswerks Steriles in Stein (AG), das in der Produktion des Pfizer-BioNTech Impfstoffs unterstützt. "Ich hoffe, dass wir den Geist der Zusammenarbeit auch nach der Pandemie aufrechterhalten." Im Interview mit uns sprach er darüber, was es braucht, um die weltweite Versorgung mit Impfstoffen zu verbessern.

Was war Deine Reaktion, als Du von dem Plan gehört hast, bei der Herstellung eines Impfstoffs eines anderen Unternehmens zu helfen?

Cool! Einfach nur cool. Das ist eine grossartige Sache! Wenn wir das hinbekommen, kommen wir als Gesellschaft der Rückkehr zur Normalität einen Schritt näher.

Warum wurde die Anlage in Stein für dieses Projekt ausgewählt?

Ein Team bei Novartis hat unternehmensweit nach Möglichkeiten gesucht, wie unsere Firma bei der Pandemiebewältigung helfen kann. Unser Werk kam dabei ins Spiel, weil wir auf einer unserer Abfülllinien Kapazitäten freimachen konnten und über das Know-how verfügen, das für die Herstellung von Impfstoffdosen gebraucht wird.

Die Vials werden vor der Befüllung gereinigt und sterilisiert
Die Vials werden vor der Befüllung gereinigt und sterilisiert.

Vor welchen Herausforderungen standet Ihr, als Ihr dieses Projekt in Angriff genommen habt?

Die Krise findet jetzt statt. Wir brauchen die Dosen also so schnell wie möglich. Daher haben wir sofort unseren bisherigen Produktionsplan umgestellt mit dem Ziel, so schnell wie möglich viele Impfstoffdosen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass wir unseren Patienten ihre Novartis Medikamente weiterhin zur Verfügung stellen können.

Was genau werdet Ihr tun, um die Impfstoffe zu produzieren?

Wir werden den Impfstoff steril in Fläschchen abfüllen. Die Magie hinter dem, was wir hier tun, ist, dass unser Werk so geplant und gebaut ist, dass alles, was wir produzieren, steril und frei von Verunreinigungen ist. Das alles richtig und professionell zu machen braucht viel Erfahrung, Training und die richtige Ausrüstung. 

Unsere Fertigungslinien bestehen aus einer Reihe von Maschinen, die die Fläschchen waschen und trocknen, sie präzise befüllen und versiegeln, um das Endprodukt herzustellen. Dafür haben wir einen grossen Stab an Fachleuten, die umfassende Erfahrung mit dieser Arbeit für viele der injizierbaren Medikamente haben, die Novartis herstellt.

1,5 Jahre. So lange dauert es normalerweise, die Produktion eines Medikaments hochzufahren. Wir haben diesen Prozess in wenige Monate komprimiert und liefern nun Dosen der COVID-19-Impfung von Pfizer-BioNTech. Wir übernehmen den letzten Schritt im Herstellungsprozess, indem wir Fläschchen mit dem Impfstoff in steriler Umgebung abfüllen.

Was sind die Herausforderungen dabei?

Ich habe in der Vergangenheit selbst einige neue Produkte in unser Werk eingeführt und habe einen guten Einblick, was es bedeutet, den Prozess zur Herstellung eines Medikaments in einem Werk wie Stein zu übertragen. Für gewöhnlich dauert es eineinhalb Jahre, bis es losgehen kann. 

Wir versuchen derzeit jedoch, diesen Aufwand in nur wenige Monate zu komprimieren, und anstatt dies mit unseren internen Kollegen und vertrauten Abläufen zu tun, arbeiten wir diesmal eben mit einem Partnerunternehmen. Dabei ist es zeitgleich sehr interessant und auch sehr herausfordernd, herauszufinden, wie wir zusammenarbeiten können. Wir lernen in diesem Prozess ständig voneinander und passen uns auf dem Weg dorthin anpassen. 

Im Steriles Werk in Stein gelten strikte Hygiene- und Bekleidungsvorschriften
Im Steriles Werk in Stein gelten strikte Hygiene- und Bekleidungsvorschriften.

Was hast Du persönlich aus dieser Erfahrung gelernt?

Die Situation verlangt unserem Team eine Menge Flexibilität und Agilität ab. Wir sind noch nicht am Ziel der Reise angelangt, aber ein Teil dieses Unterfangens zu sein und zu sehen, wie die Leute dabei wachsen und sich weiterentwickeln ist sicher etwas, das ich mitnehmen werde.
 
Darüber hinaus hat diese Erfahrung meine übliche Denkweise in Frage gestellt. Wir bleiben manchmal in einer einzigen Arbeitsweise verhaftet, aber es gibt auch viele Wege, Dinge zu erreichen. Wir können es manchmal wagen, Dinge anders zu machen.


Das Interview führte Elizabeth Dougherty.