Schon seit vielen Jahren arbeitet Novartis mit dem Schweizerischen Roten Kreuz zusammen, um menschliches Leid zu lindern und die Tragfähigkeit des Gesellschaftsgefüges auszubauen. Nun wurde die Partnerschaft um drei weitere Jahre verlängert. Wir haben mit Markus Mader, Direktor des Schweizerischen Roten Kreuzes, und Isabel Dalli, Global Head Sponsoring & Donations bei Novartis, über gemeinsame Ziele und nachhaltige Hilfeleistungen gesprochen.
Frau Dalli, Herr Mader – Novartis und das Schweizerische Rote Kreuz verlängern ihre Partnerschaft um weitere drei Jahre. Können Sie sich noch erinnern, wann und in welchem Kontext die erste Zusammenarbeit erfolgte?
Isabel Dalli: Ich habe erst kürzlich einen Blick in unsere Dokumentation geworfen und ein wenig in Erinnerungen geschwelgt. In unserem Firmenarchiv finden sich Hinweise, dass bereits unsere Vorgängerfirmen mit dem SRK kooperiert haben – unter anderem bei der Verteilung und Bereitstellung von Hilfsgütern im Zweiten Weltkrieg. Die Novartis selbst hat 1998 damit begonnen, das SRK bei ausgewählten Projekten zu unterstützen, und ab 2006 haben wir uns verstärkt im Bereich der Katastrophenhilfe des SRK engagiert. Die Partnerschaft in ihrer heutigen Form besteht seit 2013 – und zu unserer grossen Freude nun drei weitere Jahre.
Markus Mader: Die Sandoz Pharma AG hat bereits früh die humanitären Aktivitäten des Schweizerischen Roten Kreuzes unterstützt und spendete regelmässig. Die erste dokumentierte Spende stammt aus dem Jahr 1954, als Sandoz Medikamente für Flutopfer in Österreich, Bayern und Pakistan zur Verfügung stellte. Obwohl es in unseren Dokumenten nicht ausdrücklich erwähnt wird, gehörte Sandoz zweifellos zu den grossen Schweizer Unternehmen, die während des Zweiten Weltkriegs die SRK-Kinderhilfe unterstützten.
Seit 1998 steht das SRK in regelmässigem Kontakt mit Novartis. Ich erinnere mich gut an die Unterstützung von Novartis im Bereich der Augenmedizin, das war in den 2000er Jahren. 2010 beispielsweise konnten wir dank der Unterstützung von Novartis in Tibet und Nepal bei 10'000 Kindern und einigen hundert Erwachsenen Screenings und 1045 Augenoperationen durchführen. Dank Novartis wurden Gesundheitshelferinnen und -helfer sowie Ärztinnen und Ärzte auf dem Land in der Früherkennung von Augenkrankheiten ausgebildet. Dies sind Projekte mit konkreter Wirkung, in denen sich die Lebensumstände der Betroffenen entscheidend verbessern.
Was schätzen das SRK und Novartis aneinander?
Markus Mader: Das SRK als eine von 193 Schwestergesellschaften der Rotkreuz- und Rothalbmond-bewegung schätzt die Verlässlichkeit von Novartis sehr. Es ist grossartig, in unserem humanitären Mandat einen so starken und weltweiten vernetzten Partner an unserer Seite wissen. Über die Jahre ist viel Vertrauen entstanden, und wir pflegen einen sehr konstruktiven, ehrlichen Austausch. Besonders schön finde ich, dass unsere Partnerschaft auch von den Mitarbeitenden von Novartis mitgetragen wird. Vor allem in Katastrophenfällen ist die Anteilnahme jeweils gross. Das berührt mich immer sehr.
Isabel Dalli: Wie schon mein Vorgänger Leo Wyss schätze auch ich es sehr, dass die Zusammenarbeit mit dem SRK von gegenseitigem Vertrauen und klarer Kommunikation geprägt ist. Dies ermöglicht es uns, gemeinsam klare Ziele zu definieren und uns darüber auszutauschen, wo Hilfe am dringendsten und wirksamsten ist.
Sie sprechen die gemeinsamen Zielsetzungen an. Was wollen Sie mit der Partnerschaft erreichen?
Isabel Dalli: Novartis existiert, um Menschenleben zu verbessern und zu verlängern. Diese Zielsetzung verfolgen wir jedoch auch jenseits des medizinischen Horizonts, darunter in Themenbereichen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz, und nicht zuletzt auch im Hinblick auf gesellschaftliche Fragen. Wir sind uns bewusst, dass wir als globales Unternehmen die einmalige Chance haben, die Gesellschaft beim Anstoss eines positiven sozialen Wandels und der Schaffung eines tragfähigen Gemeinschaftsgefüges zu unterstützen. Dabei ist es immens wichtig, dass wir mit unseren Hilfeleistungen keine neuen Abhängigkeiten kreieren. Vielmehr wollen wir die Projekte und Gemeinschaften, die wir unterstützen, langfristig stabilisieren – eine Art Hilfe zur Selbsthilfe. Hier kommt die Zusammenarbeit mit dem SRK zum Tragen, das sich stets als verlässlicher, souveräner Partner am Puls der Zeit erwiesen hat. Wir blicken gemeinsam auf viele erfolgreiche Projekte zurück, unter anderem bei der Katastrophenhilfe im Ausland oder beim Sammeln von Spenden für Bedürftige in der Schweiz.
Markus Mader: Im Bereich von Gesundheit und Prävention ziehen wir in der Partnerschaft an einem Strang. Wir wollen Gemeinschaften stärken, beispielsweise wenn es darum geht, sich an den Klimawandel anzupassen. Was Isabel Dalli als Hilfe zur Selbsthilfe beschreibt, möchte ich um den wichtigen Aspekt der Resilienz ergänzen. Als führende humanitäre Organisation der Schweiz wollen wir die Widerstandsfähigkeit von Einzelnen, Familien und Gemeinschaften stärken. Gerade besonders verletzlichen Menschen möchten wir zur Seite stehen und sie in ihren Potenzialen bekräftigen. Manchmal geht es – wie in der Katastrophenhilfe – auch darum, Leid zu lindern. Und da sind wir sehr dankbar, dass wir oft sehr rasch eine Unterstützungszusage von Novartis erhalten, wie gerade kürzlich für Haiti und Laos.
Unterstützt durch Novartis führt das SRK Projekte sowohl im In- als auch im Ausland durch. Lokal oder global – wo liegt der Fokus?
Markus Mader: Unser Fokus liegt auf der Hilfe für Menschen, egal, ob im Ausland oder in der Schweiz. Wir als SRK sind Teil der weltweit grössten humanitären Bewegung. Egal, wo Sie hinkommen, es gibt dort ein nationales Rotes Kreuz oder das entsprechende Pendant, den Roten Halbmond. Unsere Stärke ist diese weltweite Vernetzung, die von gesamthaft 14 Millionen Freiwilligen getragen wird. Als SRK fokussieren wir je länger desto mehr darauf, unsere Schwestergesellschaften zu stärken, damit sie als aktive Akteure der lokalen Zivilgesellschaft unter guter Führung ihre Programme und Projekte, aber auch die Mittelbeschaffung, eigenständig bewältigen.
Isabel Dalli: Mein Team und mich erreichen Tag für Tag Unterstützungsgesuche aller Couleur, sowohl aus der Schweiz als auch aus aller Welt. Der Aufenthaltsort jener, die ihr Hilfegesuch an uns richten, darf jedoch bei unserem Entscheidungsprozess, ob wir helfen können oder nicht, schlicht kein Masstab sein. Vielmehr prüfen wir, inwiefern eine Unterstützung durch uns Gemeinschaften langfristig stabilisieren und weiteren Rückschlägen vorbeugen kann – abgesehen natürlich von schlimmen Unglücken. Denken Sie beispielsweise an Katastrophenlagen wie die Explosion im Hafen von Beirut vor mehr als einem Jahr, oder die katastrophalen Überschwemmungen in Honduras und Bangladesch. Da muss geholfen werden – ohne Wenn und Aber und zwar sofort.
Ein Schweizer Projekt, das mir persönlich sehr am Herzen liegt und langfristig positiven gesellschaftlichen Wandel schaffen kann, ist das Gewaltpräventionsprojekt Chili des SRK. Seit 1999 hilft Chili bei der Konfliktbearbeitung und Gewaltprävention unter Kindern und Jugendlichen. Auch können sich Eltern, Lehrpersonen und Schulgemeinden durch Chili im gewaltfreien Umgang und in Deeskalationsstrategien ausbilden lassen. Da Gewalt niemals eine Antwort oder Lösung ist, unterstützen wir das Projekt äusserst gerne bei seiner Mission der sozialen Integration und eines gesunden Miteinanders.
Herr Mader, was ist die Rolle von karitativer Arbeit in der modernen Gesellschaft?
Markus Mader: Moderne karitative Arbeit hat zwei wichtige Aspekte. Zum einen geht es darum, menschliches Leid zu lindern, zum anderen geht es darum, Menschen zu befähigen, ihr Leben selbstbestimmt und aus eigener Kraft zu gestalten. Wir beziehen die Betroffenen bei der Lösungsfindung ein. Und wir als SRK müssen - immer mit begrenzten Mitteln - eine für die verletzlichsten Menschen maximale Wirkung erzielen. Sei es im Rahmen von Konfliktpräventionstrainings wie Chili, sei es aber auch in Nothilfen und langfristigen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit in einem unserer 30 Projektländer.